Viktorianische Unterwäsche, Laughing Moon 100

In meiner Planung, was ich denn noch so alles nähen möchte, kam recht bald die Idee, ein historisch korrektes Tournürenkleid zu nähen auf. Da diese ja modebedingt stark tailliert sein sollen, muss man (um es richtig zu machen) dementsprechend ein Korsett tragen. Ohne die Maße des geschnürten Korsetts macht es keinen Sinn, die Taille oder auch nur einen Rockbund zu nähen, also beginnt der Traum mit der untersten Schicht: der Unterwäsche.

Die modernen Korsetts sind recht teuer und von der Linienführung nicht immer authentisch. Also bestellte ich mir einen historisch korrekten Schnitt und begann nach einiger Zeit, die ich mich nicht recht an dieses Projekt gewagt hatte, mit dem Nähen zweier Korsetts. Der Laughing Moon Schnitt 100 beinhaltet nämlich zweierlei verschiedene Formen (Dore und Silverado) und ich konnte und wollte mich nicht im Vorfeld entscheiden, welches mir denn besser passt und welches sich bequemer trägt. Zum Schnitt gehört außerdem noch die restliche Unterwäsche, ein langes Unterhemd, Chemise genannt, sowie zwei, im Schritt offene Hosenbeine, die aussehen wie die bekannten langen Unterhosen von Ur-Oma. Diese heißen Drawers. Beides war sehr einfach und verständlich zu nähen. Die Chemise ist beim Korsetttragen besonders wichtig, damit sich beim Schnüren keine Hautfalten bilden, weil das Korsett auf dem Stoff der Chemise rutscht und nicht an der Haut hängen bleibt. Außerdem kann man die Chemise beiweitem leichter reinigen und sie hält Schweiß vom Korsett ab.

Die Größe des Korsetts sollte etwa 2 Nummern kleiner gewählt warden, wenn man noch etwas schnüren will. Ab jetzt ist die eigentliche Kunst nur noch, sehr exakt zuzuschneiden und zu nähen, damit es später keine Beulen und Falten gibt sondern möglichst alles gleichmäßig belastet wird, um auch keine einzelnen Nähte zu sehr zu strapazieren. Die Vorderschließe kann man fertig kaufen, diese wird einfach mit eingenäht. Außerdem näht man zur Verstärkung der Nähte Tunnels ein, in die (früher Fischbein, heute Stahl) Verstärkungsstäbe geschoben werden, um dem Ganzen den nötigen Halt zu geben.

Um hinten schnüren zu können, macht man mit einer Lochzange Löcher ins fertige Korsett, die dann mit Metallösen versehen werden. Durch 4 Lagen festen, nicht dehnbaren Stoff und die diversen Versteifungen erhält man jetzt ein extrem zugfestes und formgebendes Kleidungsstück.

Ich fand die Anleitung (nur englisch) sehr leicht und einfach zu verstehen und würde mich sofort wieder an so ein Teil wagen. Ich habe kein Probeteil gemacht und es hat alles auf Anhieb geklappt!